Protokoll der 27. Sitzung der "Mini-Runde", 22.09.2001

Nachdem wir durch das Tor getreten - oder eher: gezogen - worden waren, standen wir in dem Tal, dessen Anblick sich mir schon vorher durch die Wand geboten hatte. Nahe bei uns sahen wir ein paar Linden und inmitten dieser Linden war eine Felswand mit der lindenblattförmigen Öffnung, die auch hier regenbogenfarbenes Licht ausströmte. Im Tal herrschte Nacht, was schon sehr seltsam war, denn als wir die Höhle auf der anderen Seite des Tores betreten hatten, war es noch hellichter Tag gewesen. Außerdem beunruhigte es uns, dass wir hier nicht die gewohnten Sternbilder sehen konnten. Nur das Madamal prangte an der gewohnten Stelle. Meine Gefährten waren sehr müde und legten sich zur Rast; ich dagegen war sehr neugierig und wollte sofort mit der Erkundung des Tals beginnen. Beran beschloss, noch Feuerholz zu suchen und so ging ich das erste Stück des Weges gemeinsam mit ihm. Nachdem er einiges Holz gefunden hatte, begab er sich zurück zum Rastplatz. Ich ging weiter in Richtung eines rauschenden Flusses, das ich in der Ferne hörte. Unterwegs fand ich einige Kräuter, die ich einsammelte: Wirselkräuter und Zwölfblätter. Sie wuchsen hier in großen Mengen, wie ich es sonst noch nirgendwo gesehen hatte. Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich den Fluss erreichte. Dort machte ich mich ein wenig frisch und füllte meinen Wasserschlauch auf. Danach machte ich mich auf den Rückweg. Als ich das Lager meiner Gefährten erreichte, sah ich, dass sie alle bereits schliefen. Ich hatte aber noch Hunger und Durst und setzte mir so auf dem Feuer, das noch glomm, einen Tee auf und verspeiste etwas meines Proviants. Nur kurze Zeit später aber hörte ich sich nähernde Schritte. Ich weckte schnell Rodrick und die anderen auf und als wir sahen, was uns dort entgegenlief, machten wir uns sofort kampfbereit: es waren zwei Orks und ein Wolf. Ein Kampf entbrannte, wobei ich den Wolf mittels eines Sanftmutzaubers besänftigte und er für uns keine Gefahr mehr bedeutete. Wir besiegten die Orken in einem sehr anstrengenden Kampf, der auch uns ziemlich mitnahm. Nachdem beide Orken tot waren verarzteten wir unsere Wunden mit meinem gepflückten Wirselkraut. Aus dem Rest des Krautes braute ich einen Absud. Danach legte auch ich mich schlafen und wir träumten uns alle in den neuen Tag.

Dieser brach dann auch irgendwann an; wir erwachten erfrischt und durch das Wirselkraut waren unsere Wunden sehr gut verheilt. Heute musste wohl der 7. Rondra sein, doch waren wir uns nicht sicher, ob in diesem Tal unsere gewohnte Zeitrechnung gültig war. Immerhin hatten wir ja keine Sternbilder gesehen... Ansonsten sah aber alles hier sehr derisch aus. Wir machten uns auf den Weg in Richtung Fluss, wo ich ja gestern bereits kurz gewesen war. Dann gingen wir an ihm entlang, bis wir irgendwann nicht mehr weiterkamen. Über den Fluss hatten wir eine sehr kleine und filigran gearbeitete Brücke gesehen - was hier wohl für Bewohner hausten, die derartige Arbeiten machten... Irgendwann kamen wir zurück zu den Linden, wo uns einfiel, dass wir die Orks gar nicht durchsucht und verscharrt hatten. Dies holten wir nun nach. In der Krone einer Linde beim Tor bemerkte ich nun einen eingewachsenen Rosenquarz. Ich machte mich ans Werk, diesen herauszuschneiden, denn er sah sehr wertvoll aus und erweckte so meine Aufmerksamkeit. Rodrick machte eine Räuberleiter für mich und ich sah, dass der Quarz tatsächlich so dicht umwachsen war, dass ich dort gar nicht zwischenfassen konnte. Auch mit meinem Dolch konnte ich nichts ausrichten. Also gab mir Rodrick seine Axt und ich hackte auf das dichte Buschwerk ein. Doch die Äste wuchsen unmittelbar nach dem Durchtrennen wieder zusammen - seltsam... Also gab ich bald auf; so wichtig war mir der Quarz dann doch nicht. Roglom hatte auf dem Weg zwei Rotpüschel geschossen (zu meinem Leidwesen), die wir nun bei der Rast zubereiteten und verspeisten. Ich hatte einige Kräuter und Beeren gefunden, die wir auch assen.
Nach dem Essen setzten wir unsere Reise fort und als wir über eine Ebene gingen, hörten wir plötzlich eine Stimme, die uns begrüßte. Die Stimme gehörte zu einem kleinen Wesen, das wir als Fee erkannten... Wir hatten Feen ja bereits auf den Zyklopeninseln gesehen; nun waren wir anscheinend tatsächlich schon wieder in eine Feenwelt geraten. Aber warum hatten wir dann Orks gesehen? Überhaupt schien diese Feenwelt ganz anders zu sein als die andere. Wir konnten nur hoffen, dass die Zeit hier nicht auch anders vergeht als in Aventurien. Denn dann wäre Lugralosch in großer Gefahr, dass wir nicht rechtzeitig zurückkehren würden. Die Fee (oder besser: der Feerich) freute sich über unseren Besuch, denn oft seien Menschen nicht in diesem Tal. Wir berichteten ihm, warum wir hier seien und dass wir eine "Zauberfrau" namens Rondraja suchten. Er kannte Rondraja, wusste aber nicht, ob sie sich gerade im Tal aufhielt. Trotzdem lud er uns ein, zu den "Sonnensiannas" mitzukommen. So hiesse sein Volk. Wir begleiteten ihn und feirten mit den Sonnensiannas zusammen ein schönes Fest. Dabei erfuhren wir, dass es auch andere Sianna-Stämme gab und dass wir uns wegen der Suche nach Rondraja am besten an die Wiesensiannas wenden sollten. Außerdem erzählten uns die Feen von dem Gesetz der Ianna, nach dem niemand andere Wesen verletzten oder gar töten solle. Dadurch, dass wir die Orks getötet hatten, hatten wir bereits gegen dieses Gesetz verstoßen. Doch uns wurde kein Vorwurf gemacht, da wir das Gesetz da ja noch nicht gekannt hatten. Aber wir wurden ermahnt, nicht noch einmal das Gesetz zu brechen. Ansonsten würden wir sofort aus dem Tal verwiesen. Die Orks waren anscheinend irgendwie in das Tal eingedrungen und hielten sich auch nicht an die hier herrschenden Gesetze. Außerdem erfuhren wir, dass sie Feen entführen würden. Bevor wir wieder aufbrachen erzählten uns die Sonnensianna noch von der Torwächterin Sia, die im Tulpenturm im Tulpenwald im Blütenwald lebte. Sie könne uns näheres zu den Zugängen zu dieser Welt sagen und wisse wahrscheinlich, ob Rondraja hier sei.
Wir machten uns gemeinsam mit ein paar Siannas auf zu einem alten und hohen Baum, der bereits auf dem Weg unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte und den wir aufsuchen wollten. Wahrlich ein imposanter Anblick, als wir vor diesem hohen Baum standen. Er war höher als alle Bäume, die wir bislang gesehen hatten. Viele Tiere liefen hier herum - wir sahen Eichhörnchen, Streifenhörnchen, Raben, andere Vögel und noch mehr. Nach einer Weile des Staunens setzten wir unseren Weg fort und gingen in Richtung Süden - zum Wisenwald, in dem wir die Wiesensianna finden sollten. Bereits auf einem großen Feld vor diesem Wald stießen wir auf eine weitere Fee, die hier gerade arbeitete und kleine Blumen goss. Sie ermahnte uns, nicht so unumsichtig durch das Feld zu stapfen. Wir gingen weiter und trafen im Wald auf weitere Wiesensianna. Dort fürhrten Beran und Egiliano einige Gaukelkunststückchen vor, da die Wiesensianna darum baten. Rodrick ließ sich von einigen Siannas massieren. Wir erfuhren, dass Rondraja vor einiger Zeit tatsächlich im Tal gewesen sei. Die Wiesensiannas vermuteten, dass sie von den Orks auf einer Burg gefangengehalten würde. Dort würden auch die entführten Feen gefangengehalten. Außer den Orks seien auch zwei Magier dort. Die Burg gehöre eigentlich den Feen, aber die Orks hätten sie besetzt und würden sie nun als Quartier benutzen.
Nach unserer Unterhaltung setzten wir den Weg fort in Richtung Blütenwald, um dort die Torwächterin Sia in ihrem Tulpenturm aufzusuchen.
Auf dem Weg mussten wir Roglom davon abhalten, noch einen Rotpüschel zu erlegen. Ich sagte ihm, damit würden wir doch auch das Gesetz der Ianna brechen und noch einmal würden wir gewiss nicht so davonkommen. Mit Mühe überzeugten wir ihn, dass es hier besser sei, dieses Gesetz zu befolgen. Obwohl Roglom skeptisch blieb und meinte, morgen würde unser Vorrat zu Ende sein und wenn wir niochts anderes finden würden, so würde er erneut auf Jagd gehen.
Wir rasteten beim Rosenhain und teilten noch einige Wachen für die Nacht ein. Während meiner Wache sah ich etwas beunruhigendes: zwei gelbe Augen starrten zu unserem Rastplatz und ich erkannte, dass sie zu einem Wolf gehörten. Ich zündete einen Stock an, um gewappnet für einen Angriff zu sein - aber er stand nur da und beobachtete uns. Diese Verhaltensweise kannte ich von Wölfen nicht - normalerweise wäre er desinteressiert vorbeigetrottet oder hätte uns angefallen. Außerdem war er allein und Wölfe sind doch eigentlich Rudeltiere. Ich weckte Rodrick und berichtete ihm von diesem beunruhigenden Wolf, doch als wir wieder in seine Richtung blickten, da war er verschwunden. Also legte sich Rodrick wieder schlafen und ich setzte meine Zubereitung neuer Wirselkrauttränke fort. So verging diese Nacht.

Am nächsten Tag, dem wahrscheinlich 8. Rondra, machten wir uns an die Weiterreise. Wir trafen auf dem Weg ein weiteres Volk der Sianna - die Felssianna. Jedes Sianna-Volk scheint eine Aufgabe zu haben; die Felssianna waren anscheinend die Schmiede der Feen. Daher war Rodrick auch sehr interessiert, wie diese kleinen Wesen arbeiten und was sie herstellen. Ich machte mich lieber auf weitere Essens- und Kräutersuche, während Rodrick sich mit den Schmiede-Feen unterhielt. So fand ich leckere Bohnen, die ich sogleich mitnahm, nachdem ich einen der Felssianna um Erlaubnis gebeten hatte. Außerdem fand ich eine Hanfpflanze. Ich hatte mal gehört, dass Hanf ähnlich wie Ilmenblatt wirkt. Man kann es getrocknet seinem Tobak beimischen und rauchen. Auch das ausgepresste Harz der Pflanze kann man rauchen. Es soll eine schön beruhigende und berauschende Wirkung haben. Erst später, als ich den Hanf hinter mir gelassen hatte, fiel mir ein, dass man daraus auch einen Tee brauen oder damit backen könnte. Nächstes mal, wenn ich so was finde, nehme ich es auf jeden Fall mit. Irgendwann setzten wir unseren Weg dann fort und trafen im Blütenwald auf die Feuersianna, die Köche unter den Feen. Bei ihnen bekamen wir ein köstliches und sehr üppiges Mahl vorgesetzt, bevor wir gestärkt und gesättigt den Weg zum Tulpenturm antraten. Diesen Turm fanden wir dann auch. Er war umgeben von einem Wasserring, über den verschiedene Brücken führten. Der Turm hatte tatsächlich die Form einer Tulpe und war imposant groß. Aber der Eingang, den wir auf der anderen Seite der Brücken erkennen konnten, schien uns zu klein zu sein. Trotzdem schritten wir auf den Eingang zu und bemerkten, wie er beim Näherkommen größer wurde. Aber auch alles andere in der Umgebung wuchs plötzlich und wir merkten, dass in Wahrheit nicht unsere Umwelt größer wurden, sondern wir schrumpften! Im Turm angekommen sahen wir eine Wendeltreppe, die sich in fast unendliche Höhen zu winden schien. Rodrick und die anderen waren müde und wollten zunächst rasten, doch ich war nur zu neugierig auf Sia und das, was uns oben erwarten würde. Daher schritt ich unermüdlich voran und erklomm die Treppe. Nach einer Weile sah ich, dass die anderen mir doch folgten und ich wartete auf sie. Der Turm sah auch von innen genau wie eine Tulpe aus und ganz oben gelangten wir in einen Sitzungssaal, der aussah wie die Blüte. Dort wurden wir empfangen und konnten mit Sia und den anderen Feen sprechen. Die Sianna bestätigten, dass Rondraja und viele andere Feen auf der Burg gefangengehalten wurden. Die Magier hätten sich irgendwie Zugang zu einem Tor verschafft, das in der Burg endete. Normalerweise kann Sia alles sehen, was bei den Toren vor sich geht (sie sieht durch den Rosenquarz, den ich versucht hatte, zu entfernen - wie peinlich...). Aber die Magier hatten den Quarz irgendwie entfernt und somit konnte Sia nichts mehr sehen. Auch Sia verzieh uns, dass wir das Gesetz der Ianna gebrochen hatten, da wir noch nichts davon wussten. Aber sie drohte uns, dass wir diese Welt unverzüglich verlassen müssten, wenn wir noch einen solchen Fehler machen würden. Gut, dass wir Roglom gestern überzeugt hatten, keinen weiteren Hasen mehr zu schiessen. Sia bat uns, die Feen zu befreien und den Rosenquarz zu ihr zu bringen. Wir sagten das natürlich zu, denn wir müssten ja sowieso in die Burg, um Rondraja zu befreien. Am besten sollten wir die Orks und Magier zurück in die aventurische Welt schicken. Denn so lange sie da seien, sei das friedliche Leben der Feen gestört und die Orks würden ständig das Gesetz der Ianna brechen. Anscheinend holten sich die Magier weiteren Nachschub durch das Tor in der Burg. Und die Orks hatten sich anscheinend mit den Wölfen verbündet. Ich erzählte Sia von dem seltsamen Wolf, der gestern Nacht unser Lager beobachtet hatte. Sie sagte, sie kenne diesen Wolf. Es sei eine intelligente Wölfin und anscheinend das Oberhaupt aller Wölfe hier im Tal. Sie sei gefährlich und sehr böse. Anscheinend steckte auch sie mit den Orks und Magiern unter einer Decke. Nach dem Ende des Gespräches legten wir uns im Turm zur Ruhe und beschlossen, am nächsten Tag zur Burg aufzubrechen.

Der 9. Rondra (?) brach herein und bevor wir uns auf den Weg zu unserer Befreiungsmission machten, bekamen wir noch ein Geschenk der Feen. Jeder von uns bekam einen Ring, der die Macht besaß, seinen Träger in eine Fee zu verwandeln! Sofort probierten wir diese Ringe aus und es war schon ein seltsamer Anblick, die anderen in Feengestalt zu sehen. Rodrick war der erste, der seinen Ring aufsteckte und plötzlich wuchsen ihm Flügel aus dem Rücken. Er wagte es und stürzte sich den Treppenabhang hinunter, um seine Flugkünste auszutesten - und siehe da: es funktionierte. Auch ich flog als Fee die Treppe hinunter, wobei ich das Gefühl des Fluges ja bereits kenne. Ich genoss es aber, mal ohne Stab zu fliegen, sondern mit eigenen Flügeln. Faszinierend. Die anderen bewunderten meine Flugkünste und waren wahrscheinlich erstaunt, dass ich dieses so gut beherrschte. Aber Beran war der einzige, der mich darauf ansprach und ich sagte ihm nur, das sei doch gar nicht so schwer...
Bevor wir über die Brücke zurückgingen mussten wir die Ringe erneut ablegen, denn ansonsten wären wir wohl nicht mehr groß geworden. So wuchsen wir auf dem Weg auf die andere Seite wieder zu unserer Normalgröße heran. Als Rodrick dann wieder den Ring aufsteckte, schrumpfte er wieder auf Feengröße und bekam erneut Flügel. War schon lustig, Rodrick in einer Größe von vielleicht 1 1/2 Spann zu sehen. Als ich selber so klein war, fiel das ja nicht so auf. Auch wir anderen streiften die Ringe wieder über und machten uns an den Flug zur Burg. Wir kundschafteten das Gebiet dort aus und überlegten, wie wir die Befreiungsaktion am besten angehen könnten. Irgendwann kam uns eine Idee: die Burg hatte einige Kamine. Dort könnte man vielleicht etwas reinwerfen oder durchfliegen, um ins Innere zu gelangen. Auf dem Weg hatten wir ein großartiges Kraut gesehen, das sich Wasserrausch nennt. Es hat eine stark berauschende Wirkung und ich war kaum dazu zu bewegen gewesen, davon wegzufliegen, so gut roch es. Damit könnten wir die Orks und/oder Magier doch auch betäuben. Also flogen wir nochmal zu dem Gewässer, wo wir den Wasserrausch gesichtet hatten. Dort begannen wir mit der Ernte. Es roch wirklich herrlich und verursachte in mir ein wahres Hochgefühl. Doch urplötzlich wurde mir derart schwindelig, dass ich das Bewusstsein verlor. Als ich wieder zu mir kam, hatten die anderen den Wasserrausch bereits geerntet und redeten auf mich ein, ich solle mit zurückfliegen. Ein wenig benommen war ich noch, aber ich hatte ein sehr angenehmes Gefühl und mir wahr ziemlich wohlig zumute. Also erhoben wir uns in die Luft und flogen - mehr oder weniger geradeaus - zurück in Richtung Burg.

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