Protokoll der 24. Sitzung der "Mini-Runde", 11.08.01
Wir folgten den Spuren des Rosses Richtung Firun. Nach zwei Stunden Marsch, es begann bereits zu dämmern, sahen wir ein Lagerfeuer durch den Wald am Wegesrand scheinen. Wir beschlossen, mal nachzusehen, wer sich dort verbarg und schlichen uns näher. Als wir nahe genug am Lager angekommen waren, sahen wir drei Gestalten in Rüstung und mit Helmen. Als wir uns weiter näherten, sahen wir, dass es sich um Orks handelte. Diese blickten auf und begannen, zielstrebig in unsere Richtung zu gehen - offenbar hatten sie uns gesehen... Ich ergriff die Flucht und lief zu Lugralosch, der zurückgeblieben war. Egiliano und Beran folgten kurze Zeit später. Aber die Orks hatten sie nicht verfolgt und so schlugen wir den Weg weiter geradeaus ein, wobei wir das Orkenlager weiträumig umgingen. Als ich mir beim Weitergehen die Pferdespuren ansah, kam mir etwas komisch vor: Das Ross war nicht langsamer geworden, sondern war auf dem bisherigen Weg durchgaloppiert. Das konnte kein natürliches Pferd sein, denn ein normales Pferd hätte nicht mal die Hälfte des Weges im vollen Galopp durchgehalten...
Wir folgten der Spur aber weiter. Es wurde immer später und später, und irgendwann entschlossen wir uns, dass es sinnlos war,dem immer noch galoppierenden Pferd (inzwischen würde ich fast eher Wesen sagen) weiter zu folgen. Wir machten uns also auf den Rückweg, um Andrafall noch in der Nacht zu erreichen. Als wir erneut am Lager der Orks vorbeikamen, meinte einer von uns (ich glaube, es war Lugralosch). dass es doch seltsam sei, dass hier Orks in voller Kriegsmontur herumliefen. Da wir erkannten, dass die Orks schliefen, beschlossen wir, Beran vorzuschicken, um mal das Gepäck der Orks zu durchsuchen. Er pirschte sich an, was ihm sogar gut gelang. Wir blieben in gebührendem Abstand. Eine Weile lang ging das gut, doch dann wachte einer der Orks plötzlich auf - Beran hatte offensichtlich doch ein Geräusch gemacht. Er ergriff die Flucht und lief in unsere Richtung. Wir indessen liefen Richtung Firun zurück und schlugen uns in den Wald. Die Orks folgten uns und so entbrannte eine Hetzjagd durch den Wald. Nach einer Weile des Laufens kamen wir an einem Hang an, auf den Egiliano und Beran kletterten. Ich traute mich nicht (immerhin war das Gefälle sehr stark und der Abhang wohl 6 Schritt hoch) und lief gemeinsam mit Lugralosch zunächst an dem Abhang entlang. Nach einer Weile entdeckten wir einen Baum, an dem Lugralosch nun den Aufstieg wagte. Er schaffte es und so feuerten mich sogleich alle von oben an, hinterherzukommen. Ich warf meinen Stab hoch und schwang mich an den Baum. Doch da hatten mich die Orks schon erreicht und hieben mit ihren Waffen nach mir. Ich schaffte es nicht, mich hochzuziehen und so beschloss ich, dass es sinnvoller war, mich fallenzulassen und wegzulaufen. Unterdessen kletterten Beran und Lugralosch wieder hinab, während Egiliano von oben mit Messern nach den Orken warf. Ich schaffte es, zu entkommen und entfloh dem Kampfgeschehen. Irgendwann drehte ich mich um und sah, dass die anderen gerade schwer am Kämpfen waren. Einer der Orks lag am Boden, aber auch meine Gefährten hatten offenbar Probleme. Ich beschloss, zurückzugehen und vielleicht einem der Orks in den Rücken zu fallen. Doch da sah ich Egiliano zu Boden gehen, beschleunigte meinen Schritt und näherte mich ihm. Er lag in einer Blutlache und es sah so aus, als sei er tot. Ich zögerte nicht lange und wirkte einen Hexenspeichel auf seine Wunden. Der Zauber laugte wahrhaft aus und bei meinem angeschlagenen Zustand war er wahrlich nicht einfach, die Konzentration zu behalten und Sumus heilsame Kräfte auf Egilianos Körper wirken zu lassen. Aber ich spürte, dass es erfolgreich war. Und ich spürte, dass Egiliano tatsächlich für einen Satuaria sei Dank nur sehr kurzen Moment nicht mehr unter den Lebenden geweilt hatte. Ich hatte ihn zurückgeholt! Erschöpft lehnte ich mich zurück und bemerkte, dass die Orks sich offenbar zurückzogen. Lugralosch und Beran kamen auf uns zugelaufen und fragten, ob alles in Ordnung sei und ob Egiliano lebte. Ich konnte nichts sagen, nickte nur, mit der Ohnmacht ringend. Ich sah mir noch meine eigenen Wunden an, stellte aber fest, dass sich zum Glück keine Entzündungen vom schartigen Säbel bilden würden. Ich verband meine Wunden und nahm mich auch noch einmal (auf natürliche Weise) Egilianos Wunden an. Auch er hatte Glück gehabt; seine Wunden waren durch den Zauber sehr gut gelindert und würden kein Wundfieber auslösen. Wir schleppten uns noch zu einem Lagerplatz etwas abseits des Kampfortes und schlugen dort unser Nachtlager auf, in der Hoffnung, dass die beiden verbliebenen Orks (offenbar hatte Beran einen erwischt) sich nicht an uns rächen würden. Die Nacht verlief danach ruhig und ich fiel in einen erholsamen Schlaf.
Am nächsten Tag, dem 9. Rahja des Jahres 25, reisten wir zurück nach Andrafall. Lugralosch meldete unsere Gruppe vom Wettbewerb ab, da wir einfach zu erschöpft waren. Er erzählte, dass wir vor der Stadt gegen Orks gekämpft hatten. Daraufhin machte doch prompt das gerücht die Runde, die Orks wären vor der Stadt und die Bevölkerung rüstete sich schon beinahe zur Abwehr. Etwas später suchten uns die Gesandten erneut auf, die uns gebeten hatten, den Wettbewerb zu gewinnen. Wir erklärten ihnen, dass uns eine Teilnahme in unserem jetzigen Zustand absolut nicht möglich sei und schließlich zogen die Gesandten niedergeschlagen von dannen.
Nachmittags begaben wir uns als Zuschauer zum Holzfällerfest. Nur Beran blieb im Hotelzimmer, da er sich noch zu schwach fühlte, um mitzukommen. Die heutigen Wettkämpfe waren das Baumstamm-Balancieren. Allerdings trieben die Baumstämme im Fluss, und als zusätzliche Erschwernis war durchgesetzt worden, dass die Stämme oberhalb des Andrafalls trieben... Also mussten die Wettkämpfer auch noch zusehen, dass sie rechtzeitig absprangen und zum Ufer schwammen, um nicht mit dem Wasser in die Tiefe zu stürzen. Hinter dieser Erschwernis steckten wohl die Nostrianer, die damit bezwecken wollten, dass die Baumstämme unbrauchbar werden. Denn diese Baumstämme kamen von echten Andergaster Steineichen und waren sehr wertvoll und Andergasts Haupt-Exportgut...
Nun ja, wir bejubelten die Spiele, als sich plötzlich ein schwarz gerüsteter Reiter dem Dorf näherte. Er saß auf einem unheilvoll erscheinenden Streiross und uns war sofort klar, dass es sich dabei um den Mörder von Leomin Dopjeskuche, dem Barden der Goldkehlchen, handeln musste. Doch wussten wir nicht so recht, was zu tun. Und so folgten wir der ebenso unsicheren Gruppe von Döflern. Der Reiter ritt unmittelbar ins Zentrum, wo er auf Alwena Dopjeskuche traf, die Frau des ermordeten Leomin. Das Streitross preschte auf sie ein und zertrampelte sie. Wir waren zu verblüfft und zu hilflos, um hier irgendwie einzuschreiten. Anschließend sprang der Reiter von seinem Pferd und zerrte sich, offenbar mühsam, seinen schwarzen Helm vom Kopf. Wir erkannten ihn sofort als Kunalbert von Süppelbrack, den Säufer, den wir bereits auf der Burg von Eichbach getroffen hatten. Er hatte uns sein Leid über den Verlust seiner Frau und seiner Tochter (die einen Nostrianer geheiratet hatte) geklagt. Kunalbert hieb auf das unheilige Ross ein und tötete es. Danach schritt Graf Wenzeslaus herbei und tauschte einige Blicke mit Kunalbert. Dieser nickte ihm nur zu und Wenzeslaus enthauptete ihn. Wir standen sprachlos und entsetzt in der Szenerie und wussten nicht recht, wie wir uns verhalten sollten. Die Menge, ebenso entsetzt wie wir, löste sich aber nach und nach auf. Und so begaben wir uns in die Taverne unseres Hotels, wo wir die übrigen drei Spieler der Goldkehlchen-Bardengruppe trafen. Lugralosch unterhielt sich kurz mit ihnen. Bald verließen die Goldkehlchen die Taverne und Lugralosch berichtete uns, dass sie ihm gesagt hätten, Alwena sei Kunalberts Tochter gewesen. Was mochte es nur gewesen sein, das Kunalbert dazu getrieben hatte, sich mit so dunklen Mächten einzulassen? Lugralosch, Beran und Egiliano füllten sich nun mit einer Flasche Fusel ab, ich lehnte dankend ab und zog mich in meine Gedankenwelt zurück. Bald darauf kam auch erneut die Delegation der Gesandten und verkündete ihre Abreise. Sie teilten uns mit, dass die Friedensgespräche zwischen Mittelreich (verbündet mit Andergast) und Lieblichem Feld (verbündet mit Nostria) gescheitert seine. Wir aber hätten unser bestes versucht.
Der Tag verging, indem wir unseren Gedanken nachhingen und wir beschlossen, möglichst bald diesem Orte den Rücken zu kehren (was ich ja eigentlich schon lange beabsichtigte).
So brachen wir am folgenden Tage, dem 10. Rahja, auf Richtung Gareth. Wir reisten über Andergast, Eichbach, Greifenfurt, Eslamsroden und Wehrheim, wo wir die Namenlosen Tage verbrachten. Am 3. Praios des Jahres 26 erreichten wir die Reichshauptstadt. Dort fand gerade das große Fest statt, zu dem Egiliano und Beran schon im letzten Jahr gekommen waren. Die anderen vergnügten sich auf dem Fest und besuchten Immanspiele. Ich hingegen suchte heute Morena auf und berichtete ihr den Abend über, was mir in der letzten Zeit alles zugestossen war.
Am nächsten Tag ging ich mit Isida spazieren, kundschaftete die Umgebung Gareths aus und riskierte endlich mal wieder einen Flug, als ich mich unbeobachtet wähnte. Lugralosch, dem es bereits gestern nicht besonders gut ging, hatte am Abend plötzlich seltsame schwarze Flecken im Gesicht. Ich hatte so etwas noch nie gesehen. Es ging ihm wohl ziemlich schlecht, obwohl er immer wieder nach Bier verlangte, was ich ihm aber strikt untersagte. ich beschloss, am nächsten Tage gemeinsam mit Egiliano einen Heiler aufzusuchen, um herauszufinden, was das für eine seltsame Krankheit war, der unser Lugralosch da anheim gefallen war.
So machten wir uns am nächsten Tage auf, um erneut Morena zu besuchen. Diese war nicht in der Akademie und der Pförtner konnte mir nicht sagen, wo ich sie fände. Also fragte ich ihn, ob er mir einen Heiler für zwergische Krankheiten empfehlen könne. Er verwies mich an die Therbuniten. Dort, so sagte er mir, könnte ich gewiss Hilfe finden. So machten wir uns auf ins Therbunitenkloster, ein schöner, ruhiger Ort. Dort gefiel es mir deutlich besser als im Gewirr der Garether Gassen und im geschäftigen Treiben auf den Plätzen zur Zeit. Eine Therbunitin erklärte sich bereit, mit uns zu kommen und Lugralosch zu begutachten. Doch nachdem sie ihn gesehen hatte, konnte auch sie sich keinen Reim machen, was diese schwarzen Flecken bedeuten sollten. Sie versprach, einen Kundigen für speziell zwergische Gebrechen zu befragen und sagte, wir sollten sie wieder aufsuchen. Das versprach ich. Nachdem die Therbunitin weg war, machten ich und Egiliano uns auf, Gulmond bei einem Kräuterhändler zu kaufen. Das taten wir auch (zu sehr hohen Preisen, aber ich glaubte, das hilft Lugralosch zumindest, bei Kräften zu bleiben). Bei Egiliano kochte ich einen kräftigen Gulmond-Tee und gab ihn Lugralosch zu trinken. Wir beschlossen, die Therbunitin noch heute Abend erneut aufzusuchen...
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