Protokoll der 15. Sitzung "Mini-Runde", 27.12.2000

Nachdem wir uns am 18. Hesinde in der Herberge "Heldenrast" ein Zimmer gemietet hatten gingen wir daran, unsere Pläne, Palamydas ein Gespräch mit der Horas zu vermitteln, in die Tat umzusetzen. Es schien uns geeignet, beim Start der Opern-Saison, die in zwei Tagen starten sollte und von der Kaiserin eröffnet würde, "zuzuschlagen". Daher ging Rodrick daran, sich bei der Oper kundig zu machen. Ich machte einen Abstecher zu Ardario, der sich sehr freute, mich wiederzusehen. Wir verabredeten uns für den 23. Hesinde, auf daß er mir dann den Sternenhimmel zeigen könnte, wie wir es bereits bei meinem ersten Aufenthalt in Vinsalt abgemacht hatten. Ich erfuhr, daß auch er die Uraufführung in der Oper besuchen würde, so wie jeder, der im Lieblichen Feld Rang und Namen hat. Leider erfüllte sich meine Spekulation auf eine Einladung nicht, und da er weitere Verpflichtungen hatte, begab auch ich mich nach unserem Treffen zu der Oper. Davor traf ich Rodrick, der mir erzählte, er habe eine Anstellung bekommen wollen, damit er sich einschleichen könnte, was aber mißlang. Er meinte, Karten seien unbezahlbar und außerdem ausverkauft. Wie es der Zufall wollte, sahen wir einige Schausteller, die durch einen Hintereingang in das Gebäude der Oper traten. Aus dieser Tür trat auch gerade Egiliano, der uns berichtete, er habe versucht, sich als Handwerker einzuschleichen, aber der Türsteher habe ihn herausgeworfen. Das kümmerte Rodrick aber nicht und er zog mich hinterher, um selber sein Glück zu versuchen.
Der Türsteher war gerade in seinen Bosparaner Herold, oder wie dieses Blatt hieß, vertieft, bemerkte uns aber. Rodrick begann sofort ein Gespräch mit ihm über diese Zeitschrift, während ich an ihnen vorbei in das Gebäude gelangte. Auch Rodrick wurde nicht weiter aufgehalten - wir waren also drin. Zunächst schauten wir uns ein wenig um und fanden bald die Bühne, wo gerade einige Proben stattfanden. Ein Mann sprach uns dort an, zu welcher Szene wir gehörten, worauf ich ihm spontan antwortete, ich sei in der fünften Szene. Rodrick konnte es ihm nicht sagen; er meinte, er sei nur ein Statist. Der Mann nahm uns beide daraufhin wieder mit nach unten - mir gab er ein Textbuch, weil ich ihm sagte, ich hätte meines verlegt und Rodrick bekam ein Statistenkostüm angepasst für eine Novadi-Szene. Zwar war es ihm etwas zu klein, aber zumindest hielt es. Ich hatte zum Glück noch mein feines Gewand übergezogen, das ich für Ardarios Besuch angezogen hatte und so hielt man mich tatsächlich für eine Darstellerin! Ich wartete also auf den fünften Akt und suchte mir eine Rolle aus, auf die ich passen könnte. Natürlich waren alle Rollen besetzt, und beinahe hätte ich mich bereits in die Nesseln gesetzt: eine andere Darstellerin sprach mich an. Sie hielt mich für eine Belaria, die wohl auch in dieser Szene spielte. Ich sagte ihr ehrlich, daß ich nicht Belaria sei. Das irritierte sie bereits etwas, da sie dann nicht wußte, was ich denn für eine Rolle spielte. Zum Glück war sie bald dran und verließ sofort nach ihrem Auftritt die Bühne. Anschließend sah ich die wahre Belaria, die mir sogar etwas ähnelte. Was für ein Glück, denn daraus schmiedete ich einen Plan, Belaria durch mich zu ersetzen (und dadurch sogar an eine Sprechrolle zu kommen!). Die Frage war nur, wie. Nach der Probe ging ich zur Ehrenrast, um Palamydas und Egiliano aufzusuchen. Rodrick wollte noch mit einigen gerade kennengelernten Komparsen trinken gehen. Er kam aber bald zu uns (sogar noch nüchtern!) und beriet mit uns gemeinsam, wie wir das Theaterstück zum Gespräch mit der Horas nutzen könnten. Wir planten, auch Palamydas einzuschleusen, auf daß er am Ende des Stückes aus dem Nebel treten und sein Wort an die Horas richten könnte. Nach einer längeren Beratschlagung legten sich die anderen schlafen. Nur ich blieb wach, um mir weitere Gedanken über Belaria zu machen. Mir kam die Idee, sie zu verfluchen: Warzen sollten ihr sprießen, so daß sie nicht mehr auftreten könnte und ich ihre Stelle einnehmen könnte. Also bereitete ich mich mit Isida darauf vor, diesen Fluch am morgigen Tage zu überbringen und sie stimmte mir zu, daß dies eine gute Idee sei und wohl die einzige Möglichkeit für mich wäre, die Rolle zu bekommen. Bestärkt in meinem Glauben schlief anschließend auch ich ein.
Der 19. Hesinde brach herein. Bereits am gestrigen Abend hatte es begonnen, zu schneien und nun lag bereits eine dünne Schneedecke auf der Straße. Wir geduldeten uns noch bis zum Nachmittag und gingen dann zur Oper, wo sich heute auch Egiliano als Umbauarbeiter einschlich. In der Umkleidekabine wurde ich erneut beinahe als Hochstaplerin enttarnt, als die Frau, die mich bereits gestern angesprochen hatte, hereintrat und fragte, wer ich sei. Ich habe ihr doch getsren erzählt, ich sei nicht Belaria. Nun wollte sie wissen, welche Rolle ich denn spiele. Ich versuchte, ihr weiszumachen, ich sei Belaria und sie müsse mich wohl verwechseln, aber sie blieb mißtrauisch, weil ich mich in ihrer Kabine umkleidete. Also schlug sie vor, in Belarias Kabine nachzusehen, denn dort dürfe dann ja keiner sein. Wir gingen zu Belarias Umkleide, wo sie natürlich auch gerade sich umzog. Maranya (so hieß glaub ich die Frau, die mich nun fast enttarnte), erklärte Belaria, daß ich behauptete, Belaria zu sein. Ich versuchte mich herauszureden, ich würde aber auch Belaria heißen, aber riß mich immer weiter in die Katastrophe. Die beiden blieben hartnäckig und wollten wissen, welche Rolle ich denn spielte und hielten mir das Textbuch vor Augen, damit ich es ihnen zeigen könnte. Sie beschimpften mich als Lügnerin und waren bereits drauf und dran, die Wachen zu holen. Mir fiel keine gleubwürdige Geschichte ein und so schwieg ich, was mich natürlich auch nicht zu retten vermochte. Ich verständigte mich gedanklich mit Isida, daß es nun an der Zeit sei, den Fluch zu wirken, denn ich wußte mir nicht mehr anders zu helfen. So schaute Isida eindringlich Belaria an und nur Momente später sproßen plötzlich drei haarige Warzen aus ihrem Gesicht. Sie schrie und auch Maranya war erschrocken ob dieser Wendung. Belaria stürmte heraus und auch ich tat ahnungslos und fragte mich laut, was dort denn vor sich ginge. Die Folge dieser Szene war, daß die echte Belaria rausgeworfen wurde und ich es den Wachen und Maranya so erklärte, daß sie die Lügnerin gewesen sei und meine Rolle stehlen wollte. Maranya warf ein, daß Praios selbst sie dafür wohl mit den Warzen gestraft habe, was hervorragend in diese Geschichte passte. Der Plan war also gerade noch gelungen und ich war aus dem Schneider!
Es ging an die gewöhnlichen Proben. Rodrick hatte es geschafft, Palamydas eine Novadi-Rolle zu verschaffen und so waren wir jetzt tatsächlich alle untergabracht. Die Probe verlief für mich gräuslich, aber das war Nebensache, denn unser Plan hatte Gestalt angenommen.
An diesem Abend gingen wir früh nach Hause. Rodrick hatte von einem Phantom in der Oper gehört, was ihn sehr beunruhigte. Als ich ihm dann noch die Geschichte mit den Warzen erzählte und passenderweise argwöhnte, das Phantom könnte wohl auch dahinter stecken (ha, als würde es so etwas wie Phantome ian diesem kulturellen Ort geben!), gab ihm das den Rest und er ging in die Wirtsstube. Als er zwei Stunden später wiederkam war er stockbetrunken...
Es wurde der 20. Hesinde, die Schneedecke war über Nacht ein wenig gewachsen und wir wussten, daß unser großer Abend nahte. Etwas besonderes unternahmen wir nicht; Rodrick nüchterte ein wenig aus und wir bereiteten uns geistig darauf vor, was kommen möge.
So wurde es auch Abend und die Theateraufführung begann. Das Stück, das übrigens von der Kriegerin Thalionmel handelte, die von einer Elfe verkörpert wurde, nahm seinen Lauf und Rodrick wurde immer nervöser. Zwischendurch war es so schlimm, daß er fast einen ganzen Akt lang seine Kabine aufsuchte. Mir ging es gut - vielleicht war ich sogar ein Stückchen zu ruhig. Meinen Auftritt meisterte ich auch sehr gut (meine Rolle war eine Frau, die durch die Szene läuft und ruft "Ein Reiter naht! Ein Reiter naht!"). Doch kurz nach meinem Auftritt geschah es: Noch etwas enthusiasmiert hörte ich, wie jemand hinter uns sagte: "Eure Majestät...?", woraufhin sich Palamydas umdrehte! Die Leute schrien: "Das sind sie!!!" und überfielen uns. Gerade ging draußen das Gefecht zwischen Thalionmel und den Novadis los, bei dem eigentlich Rodrick und Palamydas mitwirken sollten, da wurden wir in ein echtes Gefecht verwickelt. Im Verlaufe dieses Gefechtes ging ich schwer getroffen zu Boden (wie bei unserem letzten Kampf auch) und erwachte erst ieder aus meiner Bewußtlosigkeit, als Palamydas zu sprechen begann. Das Stück war also zu Ende und Palamydas hatte tatsächlich auf der Bühne das Wort an die Horas geichtet! Doch eine Übermacht an Kämpfern kam herbei, schnitt ihm das Wort ab und umstellte uns. Da erhob sich ein Mann aus dem Publikum und sprach: "Eure Majestät, ich glaube, dieser Mann dort hat etwas schwerwiegendes zu sagen. So hört ihn an!". Den Mann, der aufgestanden war, erkannten wir als den Admiral des Schiffes, das uns auf unserer Flucht angehalten hatte.
Trotzdem nahm man uns zunächst gefangen und sperrte uns in einen Kerker, bis diese Angelegeheit geklärt wäre.
Die Klärung dauerte zwei Tage. Als wir schließlich freigelassen wurden war ich immer noch sehr geschwächt (dankenswerterweise hatte sich Egiliano meiner schlimmsten Wunden angenommen und mich versorgt), aber was wir hörten, war sehr gut. Palamydas hatte es geschafft. Er hatte sein Königreich zurück, versprach aber, mit der Horas verbündet zu bleiben. Der Bund von Meer und Land war gerettet und wir waren freie Leute. Natürlich lud uns Palamydas ein, ihn alsbald in Rethis zu besuchen (vielleicht ergibt sich von dort aus ja noch ein Abstecher nach Theremon, in die Stadt mit dem vortrefflichen Rahja-Tempel, wo bestimmt besonders Rodrick äußerst gerne einkehren wird). Dort würde er uns entlohnen und uns einladen, seine Gäste zu sein.
Wir verabschiedeten uns zunächst von Palamydas und gigen dann getrennte Wege: ich suchte Arimona auf und berichtete ihr von den Vorkommnissen. Sie heilte mich und behielt mich auch für die weitere Zeit in Vinsalt unter ihrer Obhut. Was für eine liebenswerte Person Arimona doch ist! Am folgenden Tag, dem 23. Hesinde, führte mich Ardario aus und ich verbrachte eine wahrlich wunderschöne Nacht mit ihm in einer Laube im Madamal-Park. Wir blieben noch einige Tage in Vinsalt, denn ich wollte ich noch körperlich wie auch seelisch auskurieren. So verbrachte ich den Rest der Zeit nur mit Armimona und wir huldigten unserer Göttin Satuaria. Es wurde Zeit, daß ich endlich einmal wieder zu meinem wahren Ich fand, das ich nun so lange nicht mehr ausleben konnte. Ich harre bereits ungeduldig der nächsten Hexennacht entgegen, die ich unbedingt in Vinsalt verbringen werde.
Zunächst aber brachen wir (nachdem ich mich dieses mal würdig von Arimona und Ardario verabschiedet hatte) am 27. Hesinde wieder gen Kuslik auf, um dort Lugralosch und Beran aufzusuchen, unseren Auftrag von Magister Hemagisto endlich zu erfüllen und anschließend nach Rethis weiterzureisen.
Kuslik erreichten wir am 1. Firun.

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