Protokoll der 13. Sitzung der "Mini-Runde"

Nachdem wir alle wieder im Wald erwacht waren, machten wir uns an die Weiterreise. Um ein wenig die Orientierung zu behalten beschloss Egiliano, auf einen Baum zu klettern und die Umgebung aus dieser Höhe zu überblicken. Nachdem er den Aufstieg geschafft hatte, teilte er uns mit, daß über den Baumwipfeln eine endlose Ebene voller Bäume zu sehen sei (so groß könne der Wald eigentlich gar nicht sein) und am Himmel sei keine Praiosscheibe zu sehen. Der Himmel sei gleichmässig hell beleuchtet, ohne daß eine Lichtquelle zu sehen sei. Nach dieser Entdeckung war uns klar, daß wir Aventurien veralssen haben mussten und uns wohl in einer Anderswelt, einer Feenwelt, befänden.
Da wir bereits unser Zeitgefühl komplett verloren hatten kann ich nicht sagen, wie lange wir unterwegs waren, jedenfalls fing es langsam an zu regnen und wir hörten vom Wegesrand ein leises Glockengeläut. Neugierig gingen wir diesem Läuten auf den Grund und sahen einen Baum, der anstatt Blättern kleine Kristalle trug, vielleicht in der Größe eines Silbertalers. Einen solchen Baum hatten wir nie gesehen und so pflückte sich jeder von uns einen Kristall, um ihn sich als Andenken an diesen wundersamen Baum mitzunehmen. Die "Blätter" fühlten sich tatsächlich wie echte Kristalle an und sahen auch bei näherer Betrachtung echt aus.
Nach einiger Zeit, nachdem wir einem kleinen Bach gefolgt waren, aus dem Gebüsch laute Rufe und ein Grunzen. Wir gingen diesen Geräuschen sofort nach und entdeckten einen Gnom (oder ein Wesen, das danach aussah), das versuchte, ein Schwein zu zähmen und auf ihm zu reiten. Das Wesen stellte sich als Melchin vor und erzählte uns, er wolle seine Verwandte hier im Wald besuchen, aber sein Schwein namens Schwein sei bockig geworden und wolle nicht weiterlaufen. Wir fragten ihn, ob er den Faun Porphin kenne, was er bejahte (obwohl er gar nicht gut auf ihn zu sprechen war). Daraufhin beschlossen wir, zu warten, bis er sein Schwein wieder auf Trab gebracht hätte, um anschließend mit ihm gemeinsam Porphin aufzusuchen. Des Weiteren erfuhren wir, daß er aus dem Überwals, einem Gebiet im Bornland, käme. Auf unsere Nachfrage, wie er denn hierher gekommen sei und wie lange er für seinen Ritt gebraucht habe antwortete er, daß er "einige Zeit" gebraucht habe. Es stellte sich heraus, daß er keine Tage kennt und anscheinend gar kein Zeitgefühl hat. Dies scheint eine besondere Eigenschaft sämtlicher Bewohner hier zu sein. Ich zog daraus den Schluss, daß die Anderswelten, die an verschiedenen Stellen in Aventurien "liegen", irgendwie zusammenhängen müssten, da Melchin nicht durch Aventurien gereist war. Mich beunruhigte ein wenig, daß wir diesen Übergang in eine fremde Welt gar nicht bemerkt hatten und ich fragte mich, ob wir problemlos in unsere Welt zurückkehren könnten...
Über diesen Überlegungen muss ich eingeschlafen sein, denn einige Zeit später erwachten wir alle 4 im gleichen Augenblick. Auch Egiliano war wohl eingeschlafen; Rodrick und Selphir hatten sich eh hingelegt, aber wir zwei wollten eigentlich wach bleiben, um zu sehen, wann Melchin wieder weiterreiten konnte. So blieb uns nichts anderes übrig, als auf eigene Faust weiterzureisen. Einige Zeit später erblickte ich einen Hain von Zyklopenzedern. Wir steuerten natürlich sofort auf diesen zu und bemerkten, daß es wohl an die 100 Zedern waren, die einen Kreis um eine Lichtung bildeten. Auf der Lichtung saß eine menschliche Gestalt, umringt von einigen Tieren. Als wir näher kamen, sagte er, daß er sich sehr über unseren Besuch freue und bat uns, doch vor ihm Platz zu nehmen. Wir konnten gar nicht anders, als uns zu setzen und mit ihm zu reden. Wie wir erfuhren handelte es sich um Porphin, den Faun. Nach seiner Vorstellung begann er, auf seiner Panflöte zu spielen und wir konnten gar nicht anders, als zu diesen lieblichen Klängen zu tanzen. Nur Rodrick war nicht zum Tanzen aufgelegt und war offenbar sehr misstrauisch diesen Ereignissen gegenüber. Nach dem Tanz erzählten wir Porphin von unserem Auftrag, den Seekönig zu finden. Daraufhin berichtete er uns, daß Palamydas bei seiner (Porphins) Freundin, der Dryade Drydea sei. Sie wohne in einer der Zedern, aber er wisse nicht, in welcher. Er wäre aber überglücklich, wenn wir Palamydas holen würden, denn dann habe vielleicht Drydea wieder Augen für ihn. Egiliano und Rodrick machten sich sofort daran, die Lichtung abzusuchen und die Zedern zu untersuchen, da sie es sich gar nicht vorstellen konnten, daß in einem dieser Bäume ein Lebewesen wohnen könnte. Ich blieb bei Porphin sitzen und berichtete ihm auch von unserem anderen Auftrag, Zedern zu fällen. Er meinte, dies sei unmöglich, denn wenn wir eine Zeder abholzen würden, sterbe die Dryade, die in ihr wohne. So ließ ich ab von dem Gedanken und fand mich damit ab, daß wir diesen Auftrag wohl unmöglich erfüllen könnten.
Geade waren die anderen beiden von ihrer "Erkundung" zurück, als auch ein Grunzen ertönte und Melchin auf der Lichtung erschien. Porphin wendete sich ab und schlief ein. Wir erfuhren, daß Mechins Verwandte die Dryade Drydea sei - welch glückliche Fügung. So nahm er uns mit in ihren Baum. Welch wundersames Gefühl es war, einen Baum zu betreten. Der "Innenraum" war größer, als wir uns hätten träumen lassen und das Mobilar erschien von selbst aus dem Boden. Kurz darauf erschienen auch Drydea und Palamydas. Zunächst speisten wir und nach dem Essen berichteten wir Palamydas von unserem Auftrag und daß er dafür sorgen müsse, daß der rituelle "Bund zwischen Meer und Land" erneuert werden müsse. Wir erzählten ihm, daß das Liebliche Feld die Inseln besetzt habe und der Bund aus diesem Grunde in Gefahr sei, denn die Horaskaiserin habe ihn natürlich nicht erneuert. Zunächst glaubte uns Palamydas nicht, denn er war fest davon überzeugt, erst einige Tage in diesem Baum zu sein. Doch dann zeigten wir ihm den Brief, den wir von seiner Schwester bekommen hatten und er begriff den Ernst der Lage. Sofort verabschiedete er sich schweren Herzens von Drydea und verließ den Baum. Auch wir wollten gehen, doch Drydea meinte, wir sollten sie doch nicht ohne Gesellschaft alleine lassen. Tatsächlich wollte Rodrick dieser Aufforderung zu gerne nachkommen (er saß schon die ganze Zeit mit geöffnetem Mund da und wußte gar nicht, wie ihm geschah, so wundersam fand er diese ganze Geschichte). Wir mussten unsere gesamte Überzeugungskraft aufwenden, daß er uns doch begleitete - daß ich drei mal erfolglos versuchte, in ihm eine große Gier nach seiner Rahja-Liebschaft zu wecken, bekam er Hesinde sei Dank nicht mit und auch Egiliano dachte sich nicht zu viel bei meinem wunderlichen Verhalten.
So machten wir uns letztendlich auf den Rückweg und verabschiedeten uns von Porphin, der jedem von uns als Dank dafür, daß wir Palamydas aus dem Baum geholt hatten, einen Samen einer Zyklopenzeder schenkte. So zeigte unser eigentlicher Auftrag doch noch Erfolg - sofern Magister Hemagisto mit einzelnen Samen zufrieden ist.
Nach kurzer (?) Wanderszeit erreichten wir den Waldrand - unglaublich, wir hatten tatsächlich so problemlos den Ausgang gefunden! Doch was uns dort empfing war alles andere als ermutigend: ein großes horasisches Heer von Baumfällern und Soldaten hatte seine Arbeit begonnen und fällte die Bäume am Waldrand. Die Soldaten hielten uns auf und zeigten sich verwundert, daß schon wieder wunderliche Gestalten aus dem Wald auftauchten. Vor drei Tagen (!) sei bereits ein Verwirrter aus dem Wald aufgetaucht, der behauptete, der Seekönig zu sein. Sie erzählten, sie hätten ihn nach Rethis verfrachtet, wo er im Merimakon zum Tode verurteilt werden solle.
Die Soldaten verlangten unsere Namen und unser Begehr. Egiliano zeigte sich aber allzu trotzig, so daß sie ihn verhafteten und wegschleppten - aufgrund der Übermacht waren wir außerstande, dies zu verhindern. Nachdem aber Selphir den Soldaten gesagt hatte, er habe mit uns eine Erkundungstour durch den Wald gemacht, schenkten ihm die Soldaten Glauben und ließen uns laufen. Natürlich machten wir uns im Dorf sofort auf die Suche nach Egiliano, um ihn zu befreien und versuchten, näheres über den Verbleib Palamydas' herauszufinden. Wir trennten uns und Selphir und ich schauten uns im Dorf um, ob wir dort Anhaltspunkte finden könnten während Rodrick im Hafen nachforschte. Dort legte er sich mit einem Horas-Soldaten an und schlug ihn, woraufhin auch er verhaftet wurde.
Selphir und ich sahen, daß Rodrick verschleppt wurde und folgten den Soldaten, um zu sehen, wo er hingesperrt wurde. Nachdem die Wachen Rodrick eingesperrt und wieder weggegangen waren, klopfte ich an die Hütte. Tatsächlich öffnete ein Wachmann die Tür und ich fragte ihn, ob er mir sagen möge, was denn mit den Gefangenen passieren solle. Gerade als er mir antworten wolltew, hatte sich aber Egiliano von hinten genähert und dem Wachmann einen Stuhl über den Kopf gezogen. Ich stieß die Tür auf und stürzte nun auch in die Hütte, während Selphir draußen eine laute Predigt anstimmte, um die Kampfesgeräusche zu übertönen. In der Hütte lieferten wir uns ein hitziges Gefecht (wir drei gegen zwei Wachen). Im Verlauf des Kampfes schlug ich ich die Wachfrau derart (un)glücklich mit einer Pfanne, daß sie fast tot am Boden lag. Dies war natürlich keineswegs meine Absicht gewesen und ich machte mir unendliche Vorwürfe, sie womöglich getötet zu haben - obwohl ich einen schwachen Lebenshauch noch spürte. Nachdem Egiliano und Rodrick mit dem anderen Wachmann fertig waren flohen wir durchs Fenster.
Nachts türmten wir mit einem Fischer, den uns Selphir liebenswerterweise organisiert hatte, von der Insel und ließen uns nach Rethis auf Hylailos übersetzen.
Wie wir mittlerweile erfahren hatten, waren wir etwa einen Monat im Wald gewesen, so schrieben wir den 1. Hesinde, als wir Rethis erreichten. Ich hatte noch vor dem Aufbruch etwas seltsames bemerkt: ein Ring steckte in meiner Hosentasche. Der Ring trug das Wappen des Seekönigs wie wir schnell feststellten. ich hatte den Ring aber natürlich nicht gestohlen und es war mir ein Rätsel, wie er in meine Tasche gelangen konnte. Wir erfuhren, daß es sich um eine Herrschaftsinsignie der Seekönige handelte - so wunderte es mich noch mehr, daß er mir offenbar von Palamydas zugesteckt wurde.
In Rethis forschten wir ein wenig nach und grübelten nach Möglichkeiten, wie wir Palamydas aus dem Gefängnis befreien könnten. Ich fragte im Efferd-Tempel, jedoch mißlang dieser Versuch, Hochgestellte Persönlichkeiten auf unsere Seite zu ziehen: sie hielten den Ring für eine Fälschung und glaubten, ich sei Mitglied einer Verschwörung, die einen Umsturz auf den Zyklopeninseln herbeiführen wollten. Zum Glück wurde ich jedoch nur des Tempels verwiesen. Wir verließen die Stadt und suchten dieses Gefängnis namens Merimakon auf, in dem Palamydas angeblich gefangengehalten werden sollte. Jedoch mussten wir feststellen, daß angesichts dieser Befestigungen ein Befreiungsversuch völlig aussichtslos wäre. In dieser Nacht waren wir gezwungen, auswärts zu übernachten, da das Tor zur Dunkelheit geschlossen wird.
Am nächsten Morgen sahen wir zwei Reiter, die sich uns näherten. Ich versteckte mich, da ich mißtrauisch war, doch die beiden anderen unterhielten sich mit den Reitern und erfuhren, daß sie nach Rethis ritten. Wir machten uns etwas später auch auf den Rückweg nach Rethis und dort forschten Egiliano und Rodrick in der Stadtchronik, ob sie vielleicht in der Geschichte Leute auftreiben könnten, die gegen das Horasreich auf den Zyklopeninseln rebellierten und uns somit wohlgesonnen wären. Ich hörte mich unterdessen um, wann die Hinrichtung geplant sei, damit wir abschätzen könnten, wie viel Zeit uns bleibt. Ich blieb erfolglos und auch die beiden anderen fanden nicht die gewünschten Informationen. Daraufhin beschlossen wir, eine Nachricht nach Theremon an den Hesindetempel zu schicken, auf daß die Tempelälteste einschreiten könnte und bezeugen würde, daß Palamydas nicht wanhsinnig, sondern der echte Seekönig sei.
Am Nachmittag wanderte ich mit Egiliano zum Anwesen des Statthalters in Rethis, wo eine Gemäldesammlng ehemaliger Seekönige lagern sollte. Wir erhofften uns, mittels des Aussehens von Palamydas beweisen zu können, daß er es wirklich ist. Leider wurden wir aber bereits an der Schloßpforte abgewiesen und erfuhren, daß man dort nur per Einladung einkehren dürfe. Unterdessen unterhielt sich Rodrick mit den Reitern vom Morgen, die uns zufällig erneut über den Weg gelaufen waren. Er erfuhr, daß sie in dieser Nacht einen Gefangenentransport mit Palamydas unternehmen würden, um ihn aus dem Gefängnis (das übrigens aus zahlreichen villenartigen Komplexen bastand) ins Dorf zu überführen. In unserer Not beschlossen wir, uns des Nachts auf die Lauer zu legen, um den Transport bei ungenügender Bewachung eventuell zu überfallen.
Beschlossen - Getan: wir kauften noch einige Notwendigkeiten und begaben uns also kurz vor Einbruch der Dunkelheit aus der Stadt, um dem Transport entgegenzugehen und ihn abzufangen. Schließlich näherte er sich uns. Wir schütteten schnell ein wenig des mitgebrachten Öls über den Weg und versteckten uns am Wegesrand. Als sich der Zug näherte, erkannten wir, daß es sich um 6 bewaffnete Wachen und einen Kutscher handelte. Diese Überlegenheit gegen uns drei schreckte mich so sehr, daß ich nicht zustimmte, das Öl anzuzünden. Auch Egiliano war angesichts dieser Übermacht dagegen, den Plan durchzuführen. Nur Rodrick schien motiviert, ließ sich aber durch uns von dem Vorhaben abbringen. Wir mussten mit ansehen, wie der Zug Rethis erreichte und durch das Tor eingelassen wurde. Wir versuchten etwas später auch, noch Einlass zu erhalten, wurden aber abgewiesen. So mussten wir erneut draussen campieren und legten uns im nassklalten Wetter schlafen. Es blieb die Ungewissheit, ob wir wirklich das Richtige getan haben - wer weiß, ob sich noch einmal eine solche Gelegenheit bietet. Diese Ungewissheit brachte uns neben dem miesen Wetter um den Schlaf und so dämmerte es alsbald zum nächsten Morgen und das Tor wurde wieder geöffnet...

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