Sitzungsprotokoll 12. Sitzung der Mini-Runde, 04.11.2000
Nachdem wir die Magierakademie verlassen hatten, liefen wir getrennten Weges durch Kuslik, um uns die Stadt ein wenig anzusehen, bevor wir morgen in See stachen. Rodrick begab sich in den Rahja-Tempel, Lugralosch, Egiliano und Beran sahen sich den Hafen an und ich zog durch die Stadt, um mir einen Überblick (vor allem in den edleren Vierteln) zu verschaffen. Des Abends trafen wir uns in der Taverne, wo wir uns einquartiert hatten. Ich schrieb einen Brief an Ardario, den ich ja so kläglich vergessen hatte. Dann gingen wir alle früh schlafen, um am nächsten Morgen zeitig aufbrechen zu können. So geschah es auch; ich gab den Brief Lugralosch, damit er ihn bei einem Botendienst aufgeben möge und wir machten uns auf in den Hafen zur Prinzessin Lamea.
Die Überfahrt verlief recht problemlos, so daß wir einen Tag später, am 24. Travia, in Theremon auf Pailos ankamen. Zunächst machten wir auch hier einen Streifzug durch die Stadt und kehrten dann im Hesinde-Tempel ein, um uns mit dem Tempelvorsteher über den Auftrag zu unterhalten. Als er von eben diesem Auftrag hörte, riet er uns zunächst ab, im Feenwald Bäume zu fällen, da die Feen, die dort hausten, es nicht gerne sähen, wenn sich jemand an ihrem Eigentum vergreife. Zudem sei der Wald äußerst magisch, so daß seine Grenzen nicht exakt auszumachen seien und er sich häufig verändere. Auf unsere Nachfrage nach einem Führer durch den Wald verwies er uns an einen Hesinde-Geweihten und Heimatkundler namens Selphir Sunderglast, der auf Phenos die Inselbewohner studiere. Wir bekamen noch einen Brief, mit dem uns eine kostenfreie Überfahrt gewährt werden sollte und zogen in Richtung Kartenzimmer des Tempels, um uns bereits vorab ein Bild der Insel zu machen. Als wir damit fertig waren fing uns auf dem Gang nach draußen eine Novizin ab, die uns mitteilte, daß die Tempelälteste uns sprechen wolle. Selbige erwies sich als sehr besorgt über unseren Auftrag. Sie sagte, wir dürften auf keinen Fall Bäume im Feenwald fällen, da sonst die Zyklopeninseln zerstört würden. Es sei eine alte Prophezeiung, daß wenn der letzte Baum dort falle das Ende der Inseln bevorstünde. Der einzige, der etwas dagegen tun könne, sei ihr Bruder, der vor etwa 80 Jahren verschollene Seekönig Palamydas. Dereinst seien die Zyklopeninseln ein unabhängiges Gebiet gewesen, das aber vor nicht einmal 20 Jahren dem Lieblichen Feld zugesprochen wurde als der damalige Inselkönig verstarb. Sie sagte uns, daß sie ihren verschollenen Bruder im Feenwald vermute - und obgleich so viel Zeit seit seinem Verschwinden vergangen sei, wisse sie, daß er nicht tot sei. Diesen Glauben begründete die Älteste damit, daß die Zeit im Feenwald langsamer verginge. Egiliano und Rodrick waren sofort begeistert von dem Gedanken, einen verschollenen Seekönig zu suchen und schworen, daß sie alles ihnen mögliche tun würden, ihn zu finden. Ich selber hielt mich ein wenig zurück, da mir in letzter Zeit zu viele verwirrende und neue Dinge passiert sind, als daß ich die Älteste auf Anhieb einzuschätzen vermochte.
Nachdem wir den Tempel verlassen hatten, fassten wir den Beschluß, nach Phenos überzusetzen und uns dort im Feenwald umzusehen. Eine Axt nahmen wir mit, denn vielleicht ist ja eine Einigung mit den Feen möglich und wir müssen nicht mit gänzlich leeren Händen nach Kuslik zurückkehren. Unsere primäre Aufgabe sahen wir jetzt jedenfalls erst einmal darin, Palamydas zu finden. Den Abend, verbrachten wir alle im Rahja-Tempel und er wurde für uns alle zu einem unvergesslichen Erlebnis (obwohl das unvergesslichste Erlebnis Rodrick vorbehalten war...).
Am nächsten Tag, dem 25. Travia, brachen wir auf einem angemieteten Fischerboot auf nach Phenos, wo wir auch am frühen Abend ankamen. Sofort suchten wir Selphir auf, der sich als sehr freundlicher Gastgeber erwies und uns sogar eine Übernachtungsmöglichkeit gewährte. So konnten wir uns am 26. Travia in aller Frühe in den Feenwald aufmachen.
Wie wir schnell feststellten, war dieser Wald tatsächlich alles andere als natürlich. So sahen wir einen gehenden Baum, der sich auf seinen Wurzeln vorwärts bewegte. Zudem war der Wald derart dicht, daß wir schnell unser Zeitgefühl und die Orientierung verloren. Uns war aber Hesinde sei Dank nicht so unwohl wie den anderen in der Dämonenbrache, wo sie noch vor einigen Monden gegen Egilianos Träume ankämpfen mussten... Nach einiger Zeit des Kampfes durch das Unterholz fanden wir eine Lichtung, auf der es taghell erleuchtet war. Ob dies natürlich war oder nicht konnten wir mangels Zeitgefühl nicht feststellen, aber ich könnte schwören, daß wir schon sehr lange unterwegs waren, so daß es normalerweise hätte dunkler sein müssen... Auf der Lichtung standen mehrere Fruchtbäume und Rodrick wollte sofort zulangen. Zunächst hielten wir ihn auf, da wir befürchteten, die Feen könnten sich an uns rächen, wenn wir Früchte des Baumes esen würden. Doch Rodrick schlug unsere Warnungen in den Wind und angelte sich tatsächlich einen Pfirsich. Zu unserem Erstaunen passierte nichts grausames, allerdings wuchs an der Stelle, wo Rodrick den Pfirsich gepflückt hatte, sofort eine neue Blüte. Auch ich schüttelte alle Sorgen beiseite und aß eine Frucht, die wahrlich köstlich schmeckte.
Nachdem wir wieder in das Unterholz gegangen (in dem seltsamerweise keinerlei Spuren von uns mehr zu sehen war) und einige Zeit weitergewandert waren, ließen wir uns nieder, um uns auszuruhen. Da geschah noch etwas seltsames: viele kleine Lichter tanzten plötzlich in einiger Entfernung. Neugierig schlichen wir hin und sahen, daß es kleine Wesen mit Flügeln waren, die wir als Feen erkannten (ich hätte sie mir wahrlich größer vorgestellt). Wir konnten uns sogar mit den Wesen unterhalten! So fragten wir sie unter anderem, wo wir den Seekönig finden könnten. Darauf konnten sie uns keine Antwort geben, verwiesen uns aber an einen Faun (was auch immer das sein mag) namens Porphin, der irgendwo im Wald sein solle. Wir feierten noch ein wenig mit diesen freundlichen Feen und Rodrick gab ihnen etwas von seiner Marmelade, die sie offensichtlich sehr gerne mochten. Nach einiger Zeit legten wir uns schließlich zur Ruhe und schliefen ein.
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